1. Die Planungshoheit für die Radschnellverbindung liegt derzeit beim Regionalverband, der dafür mit den Planungsbüros VIA und BERNARD zusammenarbeitet. Für Meckenbeuren ist das Büro VIA zuständig. Die Gemeinde ist in diesem Prozess gefordert Stellung zu nehmen und durch einen aktiven Austausch mit den Planern für maximales Bewusstsein hinsichtlich der örtlichen Besonderheiten und Betroffenheiten zu sorgen. Da die Kreise Ravensburg und Bodensee Baulastträger und auch Kostenträger sein werden, nehmen deren Vertreter ebenfalls bereits jetzt an allen Besprechungen teil.
2. Der gesamte Prozess besteht aus mehreren Phasen:
Die Grundlagenplanung wurde in Form der Machbarkeitsstudie erarbeitet und 2019 mit dem Ergebnis vorgelegt, dass eine Radschnellverbindung zwischen Baindt und Friedrichshafen grundsätzlich realisierbar ist. Im Zuge dessen wurden verschiedene Trassen-Varianten erarbeitet und bewertet. Dabei hat sich eine vorgeschlagene Vorzugstrasse herauskristallisiert, bei der die Qualitätsstandards für eine Radschnellverbindung insgesamt am besten umgesetzt werden könnten. Die Machbarkeitsstudie mit den verschieden Trassenvarianten ist hier abrufbar (Achtung: dies sind keine Planungsentwürfe!):
Die konkrete Linienbestimmung, also die Festlegung auf eine von der Mehrheit getragenen und rechtlich realisierbaren Trasse, steht nun im Jahr 2021 an. In diesem Linienbestimmungsverfahren werden die verschiedenen Trassenvorschläge aus der Machbarkeitsstudie sowie weitere Alternativstrecken im Detail auf ihre Realisierbarkeit geprüft. Am Ende des Prozesses, der voraussichtlich das ganze Jahr über dauern wird, hat wird sich eine Trasse herauskristallisieren, die von einer Mehrheit in der Bevölkerung und im Gemeinderat getragen sein muss, um der Entwurfsplanung zugeführt werden zu können. Die Planungsverantwortlichen werden ohne eine solche Zustimmung keine weiteren Planungsschritte einleiten wollen und können.
3. Zum aktuellen Stand ist folgendes zu berichten:
Im März fand im Rathaus eine Kick-off Veranstaltung mit dem Büro VIA und der Gemeindeverwaltung statt. Im Mai begann nun die Bürgerbeteiligung, indem zunächst zu Gesprächen mit VertreterInnen der verschiedenen Interessensgruppen aus der Bürgerschaft eingeladen wurde und auch eine Ortsbegehung in der Komponistensiedlung durchgeführt wurde. Im Sommer haben dann alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich über eine Online-Beteiligung aktiv in den Prozess einzubringen.
Wir informieren rechtzeitig und regelmäßig über unsere Homepage, das Gemeindeblatt, die Gemeinderatssitzungen und die Presse.
4. Der Arbeitskreis Mobilität wurde auf Initiative des Gemeinderates im Herbst 2020 gegründet. Die Mitglieder, darunter Vertreter des Gemeinderats und der Verwaltung, zwei Jugendräte und externe Experten, begleiten den Prozess und diskutieren die unterschiedlichen Fragestellungen konstruktiv und kritisch.
5. Zu der in der Machtbarkeitsstudie vorgestellten Vorzugstrasse gibt es verschiedene Alternativstrecken. Diese werden in der jetzigen Planungsphase intensiv geprüft. Es gibt folgende Problemstellungen, die dabei eine wesentliche Rolle spielen: Ein Großteil der benötigten Grundstücke von Alternativtrassen sind im Privateigentum. Die Feldwege und Radstrecken auf diesen Gebieten sind bisher von den Landwirten freundlicherweise für die öffentliche Nutzung freigegeben. Der Ausbau dieser Wege zur Radschnellverbindung wäre nur möglich, wenn die Landwirte zugunsten des Allgemeinwohls Nachteile in Kauf nehmen würden und zusätzlich weitere Privateigentümer zum Verkauf bereit wären. Teilweise führen die Alternativstrecken durch Hochwasserschutzgebiete, Biotope, Waldstücke oder an der frisch elektrifizierten Bahnstrecke entlang, was für die Planungen deutlich einschränkende Faktoren sind und große Herausforderungen mit sich bringt.
6. Eine „Radschnellverbindung“ ist so definiert, dass auf mindestens 80 Prozent der Strecke die Qualitätsstandards für eine Fahrradstraße eingehalten werden müssen. Außerdem muss sie eine Mindestanzahl an Nutzern aufweisen, die wir nur über die Einbeziehung des innerörtlichen Radverkehrs herstellen können. Dies bietet etwas Freiraum für Abschnitte, an denen eine offizielle Radschnellverbindung nicht umsetzbar ist, die aber dennoch in die Strecke einbezogen werden müssen. Eine Fahrradstraße bringt aber auch Rechte und Pflichten für die RadfahrerInnen mit sich. Die Nutzer haben in weiten Teilen zwar Vorrang, andererseits müssen sie sich trotzdem an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und die sonstige verkehrliche Beschilderung halten.
7. In Meckenbeuren gibt es grundsätzlich durchweg positive Rückmeldungen zum Bau einer Radschnellverbindung. Der ganz überwiegende Teil der Bürgerschaft erkennt die Vorteile und spricht sich für eine Radschnellverbindung auf unserer Gemarkung aus. Der klimaschützende Umstieg vom Auto auf das Fahrrad wird befördert, die zusätzliche Anbindung nach Ravensburg und Friedrichshafen macht die Gemeinde für BürgerInnen und NeubürgerInnen attraktiv. Sie schafft – neben Auto und Zug – eine weitere, unkomplizierte Pendlerverbindung und wird so auch zur Entlastung des Verkehrs führen. Außerdem wird die Verkehrssicherheit durch die Entkopplung von Rad- und Fußgängerverkehr verbessert. Radschnellverbindungen fördern auch den innerörtlichen Radverkehr durch eine nutzerfreundliche und gut erreichbare Streckenführung. So werden möglichst viele Knotenpunkte (Bahnhöfe, Haltestellen) sowie die Siedlungen in die Verkehrsinfrastruktur der Gemeinde eingebunden. Die gute Erreichbarkeit und häufige Nutzbarkeit durch die Bürgerschaft ist ein zentrales Ziel der Radschnellverbindung.
Bisher gefährliche und unübersichtliche Stellen können durch eine Neuordnung und zukunftsweisende Gestaltung so weiterentwickelt werden, dass die Gefahren minimiert und die Funktionalität erhöht wird.
8. Teilweise herrscht bei konkret Betroffenen nachvollziehbare Skepsis in Bezug auf die tatsächliche Umsetzbarkeit und die Sicherheit in bestimmten Streckenabschnitten. Diese Beiträge werden aufmerksam gesammelt und zeitnah sowohl an den Regionalverband als auch an das Planungsbüro VIA weitergeleitet. Auch der Gemeinderat erhält diese Rückmeldungen aus der Bürgerschaft. Von allen Beteiligten werden diese ernst genommen und bearbeitet.
Bürgermeisterin Elisabeth Kugel begleitet aufmerksam den Verlauf der Planung und freut sich auf die Linienfindung: „Die Planer haben die intensive Beteiligung aller Interessierten zugesagt und die ehrliche Prüfung aller Alternativvorschläge, worauf ich auch persönlich großen Wert lege. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam für Meckenbeuren eine gute Lösung erarbeiten werden, die sich im Lauf der kommenden Monate herauskristallisieren wird. Der Radverkehr wird in den nächsten Jahren unabhängig von diesem Prozedere rund um die Radschnellverbindung zunehmen. Wir sollten diese einmalige Chance klug und proaktiv nutzen, um im ländlichen Raum eine Radschnellverbindung zu bekommen. Das heißt für mich keinesfalls, dass wir diese Radschnellverbindung um jeden Preis mit der bisher im Zentrum stehenden Vorzugstrasse in Kauf nehmen sollten. Wir dürfen uns aber auch von erfahrenen Planern und Spezialisten etwas sagen lassen und unser Vorstellungsvermögen erweitern. Meckenbeuren ist bekannt für seine ureigenen Lösungen, die sich immer aus der transparenten Information und ehrlichen Anhörung aller Beteiligten ergeben und oft kreative Elemente beinhalten, die dann von einer breiten Mehrheit mit Überzeugung getragen werden.“
Weitere Beteiligungsmöglichkeiten sind für die Sommermonate geplant. Fragen oder Rückmeldungen können aber auch jederzeit gerne an die Leiterin des Ordnungsamtes Annette Beck gerichtet werden: a.beck@meckenbeuren.de Tel.: 07542 403 231
Weitere Informationen zum Thema:
https://www.aktivmobil-bw.de/radverkehr/radschnellverbindungen/radschnellverbindungen-in-bw/