100 Tage nach dem Hochwasser 


Seit drei Monaten laufen die Bestandaufnahmen der Hochwasserschäden in den gemeindeeigenen Gebäuden mit den Versicherungen, Trocknungs- und Reparaturarbeiten. „Wir wägen differenziert ab, was wir tatsächlich ersetzen und was wiederverwendet werden kann“, erläutert Bürgermeister Georg Schellinger knapp 100 Tage nach dem Höchststand der Schussen. „Um bei künftigen Hochwässern Schäden zu minimieren, müssen wir für einige Bereiche ganz andere, zukunftsfähigere Lösungen finden. Diese werden wir ab Herbst dieses Jahres mit dem Gemeinderat diskutieren.“

Schlamm und Hochwasserspuren in der Karl-Brugger-Halle und in der Wilhelm-Schussen Schule Kehlen sowie an den Außenfassaden wurde beseitigt, die kaputten Fenster gesichert oder zum Teils schon ersetzt. Die Trocknung der Gebäude ist nicht zuletzt wegen der feuchtwarmen Witterungslage Ende August noch nicht abgeschlossen. Das Untergeschoss der Schule war komplett überflutet. Dort befanden sich die unter anderem Toiletten, die Aula, die Schulküche, die Schulbücherei, ein weiterer Unterrichtsraum sowie auf einer Zwischenebene der EDV-Serverraum samt Brandmeldezentrale.

Dank an alle Beteiligten

Die Heizungszentrale für den Komplex Schule-Karl Brugger-Halle - in der das Wasser türstockhoch stand - wurde durch das Hochwasser ebenfalls schwer beschädigt. Hier müssen unter anderem Steuerung und Brenner bis zum Beginn der Heizungssaison erneuert werden. „Alle Beteiligten haben in den letzten Wochen Unglaubliches geleistet“, erinnert Georg Schellinger. „Zusätzlich zu alltäglichen Aufgaben wurden die Renovierungsarbeiten projektiert, Handwerker gewonnen und das Nötige Schritt für Schritt umgesetzt. Lernende und Lehrende, aber auch Betreuer und Eltern befanden sich in einer mitunter belastenden Ausnahmesituation.“

In den Toiletten im Kellergeschoss der Schule – der einzigen Sanitäranlage im Schulhaus - wurden etliche Löcher in die – unversehrten – Fliesen gebohrt, das Wasser unter dem Estrich mit Schläuchen herausgepumpt und getrocknet. Bis zum Schulbeginn werden diese Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sein und ein Toilettenwagen als Ersatz genutzt.

In allen Räumlichkeiten des Schul-Untergeschosses wurden sämtliche Bodenbeläge entfernt, wo nötig der Putz von den Wänden geschlagen – damit vollgesogene Ziegelwände trocknen -, Verkleidungen, Vertäfelungen und Akustikplatten sowie die Bühne im Musiksaal oder die Küchenzeile samt Interieur in der Küche entfernt. In dem Klassenzimmer, in dem durch den Druck des Wassers der etwa zehn Zentimeter dicke Estrich geborsten ist, wurde am Boden bis auf den Rohbeton alles entkernt.

Der sensible Server-/Elektrikraum wird mit kleineren Fenstern und wasserfesten Türen für künftige Hochwasserereignisse vorbereitet. Für den Datenschrank ist ein hochwassersicherer Platz definiert.

Die Telefonanlage funktioniert noch nicht wieder. Kegelbahn, Kellerbar und Räume des Trachtenvereins können weiterhin nicht genutzt werden. „Das nötigt allen Betroffenen Geduld ab. Aber wir müssen leider für die nächsten Monate wie für die kommende Fasnetssaison ohne diese Räumlichkeiten planen,“ dämpft der Bürgermeister die Erwartungen.

Hochwasserprävention ernst nehmen

Die Feuerwehr Meckenbeuren rechnet laut Kommandant Stefan Amann künftig mit erneuten Hochwassern mit höheren Pegeln in kürzeren Abständen. Mit den Anliegern am Kohlbach haben sich daher kürzlich Vertreter der Gemeinde zu Erfahrungen während des Hochwassers und möglichen Schutzmaßnahmen verständigt. 

„Wir möchten präventive Hochwasserschutzmaßnahmen schneller angehen, damit die Region auf die veränderten meteorologischen Bedingungen vorbereitet ist“, führt Schellinger aus. „Deshalb haben wir uns in den letzten Wochen mit Vertretern aus Politik und Fachgremien getroffen und den Austausch unter den Oberliegern an der Schussen forciert.“ Außerdem sind alle Bürger aufgerufen, selbst intensiver vorzusorgen. Besonders wichtig sind die Sicherung von Heizöltanks gegen Auftrieb, der Einbau von Rückstausicherungen und das richtige Stapeln von Sandsäcken zum Beispiel vor Kellerfenstern – das zuletzt auf dem Bahnhofsfest geübt wurde.