Demokratie zum Anfassen – Gemeindedetektive in Kehlen und Brochenzell

Kinder und Jugendliche in Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, einbeziehen


Jedes Jahr erkunden Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse ihren Ortsteil und suchen ihre Lieblingsplätze, gefährliche Stellen und „Gruselorte“ auf. Ziel dieses Projekts ist es, zu erfahren, was Kindern in Meckenbeuren gefällt oder nicht gefällt und wo sie sich wohl beziehungsweise unwohl fühlen. Auch ihre Wünsche für die Entwicklung von Meckenbeuren sind gefragt. So haben Heranwachsende bereits in der Grundschule Gelegenheit, an der Ortsgestaltung mitzuwirken, aber auch weitere Mitbestimmungsmöglichkeiten in ihrer Heimat kennen zu lernen, etwas über die Aufgaben der Gemeinde zu erfahren und über Rechte von Kindern.

Unterstützt werden Manuela Mayer, Schulsozialarbeit, und Nils Kaeding, verantwortlich für Kinder- und Jugendbeteiligung sowie die Offene Jugendarbeit, von Klassenlehrerinnen und Referendarinnen. Alle Pädagoginnen waren in diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei – und begeistert, wie viel Heranwachsende auf diese Weise mitgestalten können und wie sie Demokratie praxisnah erleben. Am 19. März stellen die Gruppen aus Brochenzell und Kehlen ihre Anregungen dem Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung vor.

Im Dorfgemeinschaftshaus Kehlen begrüßten am Montag, dem 10. März, 36 Schüler den Bürgermeister mit ihrer Schulhymne. In seiner Begrüßung versicherte Georg Schellinger den Gemeindedetektiven, wie wichtig der Austausch mit den Kindern für die Gemeinde sei. Sie könnten am besten erklären, was sie benötigen und wo es „klemme“. Ihm sei es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Meckenbeuren – und das seien auch sie, die Kinder – sich Gedanken über Entwicklungen und Gegebenheiten im Ort machen und diese Überlegungen auch einbringen können. Nicht jede Idee lasse sich gleich verwirklichen und manchmal sprächen Vorschriften gegen eine Veränderung. Im Austausch miteinander sei es aber möglich, Verständnis für die Beweggründe des Gegenübers zu entwickeln und auf dieser Basis gemeinsam eine Lösung zu finden, die idealerweis beide Perspektiven berücksichtigt. Gerade auf kommunaler Ebene lasse sich gut beobachten, dass sehr wohl politische Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten bestehen, und das bereits für Viertklässler, betonte Georg Schellinger im Gespräch mit den Schülern.

Von klein auf Vertrauen in demokratische Prozesse entwickeln

Versiert diskutierten die Teilnehmer später untereinander die verschiedenen Vorteile unterschiedlicher Gruppenbildungsmöglichkeiten – auch das war eine Erfahrung von Demokratie. Manuela Mayer und Ute Stöckler sprachen mit den Gemeindedetektiven über Kinderrechte wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit oder Gesundheit. Unter der Anleitung von Anne Bentele und Referendarin Marie Amann kamen die Gemeindedetektive den vielfältigen Aufgaben, um die sich das Team im Rathaus kümmert, auf die Spur.

Mit dem Bürgermeister erkundeten die Kinder ihren Ortsteil Kehlen anhand einer großen Karte – und versuchten auch, sich auf der großen Fotowand im ehemaligen Sitzungssaal des Dorfgemeinschaftshauses zu orientieren. Für die Schülerinnen und Schüler ist die Natur in ihrem Ortsteil wichtigster Spielplatz – aber sie schätzen auch die Nähe zur Bücherei, zum Skaterplatz, zum Sportplatz und zur Freiwilligen Feuerwehr, in der einige bei der Jugendfeuerwehr aktiv sind. Die Graffitiwand für alle am Bahnhof hatten die meisten schon einmal gesehen und freuten sich, dass auch sie eine Idee von Jugendlichen war. Sie fänden es gut, wenn weniger schöne Flächen durch kunstvolle Graffitis verschönert würden. Besonders beschäftigten sie sich mit den Folgen des Hochwassers und, wie man Schule, Schulhof und Umgebung überschwemmungssicher und trotzdem kindgerecht gestalten kann. 

Straßenverkehr ist ein Thema

An der Eugen-Bolz Grundschule haben sich am Mittwoch, dem 12. März, knapp 20 Schülerinnen und Schüler in der Aula getroffen. Auch für sie nahm sich Bürgermeister Georg Schellinger Zeit. In vier Gruppen zeigten ihm die Kinder auf einem Ortsplan, wo sie in Brochenzell wohnen und wo sie sich gerne aufhalten. Für alle ist die Schussen ein guter Orientierungspunkt – und ein Fluss, an dessen Ufer sie gerne spielen, wie auch am Bach und im Wald. Überhaupt bedeutet den Gemeindedetektiven die Natur und das draußen Sein können viel – am liebsten mit den Freundinnen und Freunden. Die meisten sind in einem Verein und treffen sich da auch am Nachmittag. Schön ist es auch, wenn viele Kinder in einer Straße wohnen und miteinander spielen. Da entfallen die lästigen Transporte im elterlichen Auto – die Schüler spüren den Stress ihrer Eltern deutlich und nehmen auch Stau und Unfälle unterwegs war.

Autofahrer erleben die Kinder oft als unaufmerksam, berichteten sie, – gerade am Zebrastreifen – und meist zu schnell unterwegs. Für den Bürgermeister hatten sie einige wertvolle Hinweise auf gefährliche Ecken. Und erfuhren von ihm, dass es tatsächlich wichtig ist, den im Schulwegkonzept ausgewiesenen sicheren Pfaden zu folgen. Mancher Spielplatz in Brochenzell braucht Reparaturen, zum Beispiel an der Seilbahn, erfuhr der Bürgermeister. Andere haben drastische Spitznamen wie der Horrorspielplatz – zum Glück nur wegen einer furchteinflößenden Katze.

Nils Kaeding stellte den Schülern wie schon in Kehlen die Mitbestimmungsmöglichkeiten wie Jugendkonferenz, Jugendrat etc. vor.

Gemeinsam entdeckten Kinder und Erwachsene im Gespräch, welche Dinge sie in einer Gemeinde beeinflussen können, wie das mit Grundstücken in privatem Besitz ist und für welche Dinge der Landkreis oder sogar der Bundeskanzler zuständig sind. Ihre Rechte kennen die Kinder nach der Veranstaltung gut und auch über die Aufgaben einer Gemeinde wissen sie nun dank ihrer Klassenlehrerin Bettina Mohn ausführlich Bescheid. Zum Schluss wollten die Schülerinnen und Schüler den Bürgermeister gern noch einiges fragen – sie müssen sich jedoch bis zur Jugendkonferenz im Oktober gedulden. Da dürfen die jetzigen Viertklässler erstmals teilnehmen – und das Gemeindeoberhaupt auf den heißen Stuhl setzen …

 

 

Bildunterschrift:

Eindrucksvoll war es für Schüler auch zu hören, dass sie auch als Jugendliche Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Gemeinde haben und dem Gemeinderat Anregungen geben dürfen. „Es geht nicht ohne Dich“, hatte Georg Schellinger in seiner Rede zum Bürgerempfang postuliert. Als Gemeindedetektive hatten alle Schüler wirklich das Gefühl, dass es tatsächlich auf ihre Erfahrung ankommt.

 

 

 

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Pressekontakt Gemeinde Meckenbeuren

Claudia Beltz

Leitung Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung, Pressesprecherin

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