Wenn die Kleinen die großen Müllsünder anprangern

Die Gemeindedetektive aus Brochenzell und Kehlen machten sich Gedanken über ihre Ortsteile – und stellten sie dem Gemeinderat vor

Warum werden alte Häuser nicht renoviert? Wieso gibt es nicht an allen gefährlichen Straßen Zebrastreifen? Wie können Spielplätze für alle Altersgruppen spannender werden? Und warum werfen so viele Menschen ihren Müll einfach neben die Abfallcontainer und lassen an den Altglassammelstellen lauter Scherben zurück? Mit vielen Fragen und einer großen Zahl an Vorschlägen sind die Gemeindedetektive der Wilhelm-Schussen-Schule Kehlen und der Eugen-Bolz-Schule Brochenzell von ihren Rundgängen in den Teilorten zurückgekommen. Ende März haben die Viertklässler ihre Beobachtungen und Wünsche dem Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung vorgestellt.

In einem Film zeigten die Grundschülerinnen und schüler die guten und die Schattenseiten von Spielplätzen. Besonders gern nutzen sie das Klettergerüst mit Seilen und die Affenschaukel beim Spielplatz Im Winkel. Leider fehlt dort die Seilbahn. Der Spielplatz neben der Humpishalle sei eigentlich ein märchenhafter Ort - der mit Farbe an den Spielgeräten noch zauberhafter werden würde. Die jungen Gäste hatten auch die Idee, einen ungenutzten Platz an der Kehlener Straße zu einem Treffpunkt für jüngere und ältere Kinder zu entwickeln. Am Gerbertshauser Spielplatz hatten die Detektive im Zaun zum Bach ein gefährlich großes Loch entdeckt. Am Spielplatz Degelbach fehlt den Kehlener Gemeindedetektiven ein zweites Tor, damit sie in Mannschaften spielen können. Der Spielplatz in Buch wäre mit bunter Eingangstür und einem frisch gestrichen Zaun noch attraktiver. Nützlich wäre ein Fahrradständer neben dem Tor auf dem Kiesparkplatz.

 

Für die Ettenkircher Straße baten die Schüler um eine Geschwindigkeitsbegrenzung, einen Zebrastreifen und einen Radschutzstreifen. Wie schön, dass der Zebrastreifen schon bald eingerichtet werden kann! An der Inselstraße könnten Schülerlotsen dafür sorgen, dass die Erstklässler besser zur Schule kommen. Mülleimer mit Gesicht machen Spaß, Müll reinzuwerfen. Noch mehr solcher Mülleimer würden helfen, Abfall an Straßen, an den Containerplätzen, in Gewässern zu vermeiden. Die Schüler berichteten vom Jugendcafé als einen großartigen Treffpunkt, der bereits für jüngere Schüler geöffnet hat. Es sei schön, dass die Gemeinde diesen Ort nicht für was anderes benutzt.

Der Schulteich in Kehlen bräuchte frisches Wasser und ein lesbareres Hinweisschild, haben die Schülerinnen und Schüler beobachtet. Die vielen Risse auf dem Schulhofboden an der Wilhelm-Schussen Schule könnten mit Asphalt verschlossen und die weißen Linien mit Farbe wieder nachgezogen werden. Die Viertklässler aus Kehlen wünschten sich auch, dass der Wald nahe der Schule besser gepflegt würde. Gerne möchten sie dabei helfen und wöchentlich Müll sammeln. In den Pausen würden sie dort gerne sitzen und vespern – vielleicht auch in einem Baumhaus. Auch am Spielplatz Funkenweg und bei Skateplatz würden sie gerne helfen, aufzuräumen und hässliche Graffitis zu übersprühen. Die Regeln auf dem Jugendplatz sollten besser eingehalten werden, fanden die Schülerinnen und Schüler. Die Jugendhütte wäre richtig toll, wenn sie nicht so voll Müll, Zigarettenkippen, Bierflaschen und voller angebrannter Möbel wäre.

Alle Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, in der Umsetzung nahe an die durchdachten Ideen der Gemeindetektive heranzukommen - denn Kinder beschäftigen sich nicht mit Haushaltslagen. Auch der Bürgermeister dankte für die Vorschläge, die der Verwaltung helfen, die Bedürfnisse aller Altersgruppen zu berücksichtigen. 

Sein Dank galt ganz besonders dem Jugendreferat, das als Teil der Gemeinde dieses Projekt federführend begleitete. Mitbestimmung für Kinder Jugendliche in Meckenbeuren geht übrigens bereits in der nächsten Klassestufe weiter. Georg Schellinger lud die Gemeindedetektive herzlich zur Jugendkonferenz im Oktober ein – dort können sie an ihren Ideen weiter mitarbeiten.

 

Bildunterschrift:

Die Grundschüler der vierten Klassen aus Brochenzell und Kehlen haben sich erst theoretisch und dann praktisch bei einer Ortsbesichtigung mit ihrem Lebensmittelpunkt auseinandergesetzt. Ihre Analyse von Stärken und Schwächen der Gemeinde sowie ihre Verbesserungsvorschläge stellten sie im Gemeinderat vor - eine Form gelebter Mitbestimmung.