Mehr Sicherheit bei Hochwasser und Starkregen
Die Gemeinde Meckenbeuren betreibt vier Regenwasserpumpwerke im Gemeindegebiet, an der Festhalle in Kehlen, in der Finkenstraße, in Brochenzell am Sportplatz und in der Humpisstraße. Die dort installierten Pumpen dienen dazu, bei Starkregen oder bei Hochwasser Regenwasser aus der Kanalisation effektiv und kontinuierlich, auch gegen den Wasserdruck in die Schussen zu pumpen. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn die Schussen so viel Wasser führt, dass der Auslauf der Regenwasserkanäle unter dem Wasserspiegel liegt. Durch entsprechend Schieber im Pumpwerk wird gleichzeitig verhindert, dass Schussenwasser in die Kanalisation zurückdrückt. Ursula Braunger-Martin, verantwortlich für den Eigenbetrieb Abwasser und damit auch für die Pumpwerke in der Gemeinde, beantwortet Fragen zum jüngsten Gemeinderatsbeschluss.
Warum musste während der Hochwassertage voriges Jahr das Pumpwerk in der Humpisstraße abgeschaltet werden?
Ursula Braunger-Martin: Das jetzige Pumpwerk einschließlich der elektrischen Steuerung steht im Bereich des sogenannten HQ 100, also innerhalb eines Bereichs, der statistisch alle hundert Jahre überflutet wird. Während des letzten Hochwassers im Mai/Juni 2024 stand das Wasser dort so hoch, dass es die elektrische Installation bzw. Steuerung zu überspülen drohte. Um zu verhindern, dass es zu einem Kurzschluss bzw. zu elektrischen Spannungen im überfluteten Bereich kommt, musste das Pumpwerk vom Strom genommen werden.
Ist deshalb das Wasser in den Straßen von Brochenzell gestiegen und hat Häuser überflutet?
Braunger-Martin: Nein, das hat damit nichts zu tun. Auch eine funktionierende Pumpe hätte die Wassermassen in diesem Hochwasserfall nicht einfach wegpumpen können, da die Überflutung aus der Schussen kam. Das heißt, bei diesem Hochwasserereignis wäre immer mehr Wasser aus der über die Ufer tretenden Schussen oberflächlich ins Kanalsystem nachgeflossen als wir hätten abpumpen können. Wir hätten das Wasser quasi im Kreis gepumpt. Trotzdem möchten wir die technischen Gegebenheiten dort verbessern. Dadurch kann im Hochwasserfall das Pumpwerk in Betrieb bleiben und wir entlasten das Netz der Regenwasserkanäle. Das hat der Gemeinderat am 19. Februar beschlossen.
Was ist da genau geplant?
Braunger-Martin: Wir wollen das Regenwasserpumpwerk Humpisstraße am Spielplatz baulich ertüchtigen. Dadurch erhalten wir mehr Sicherheit im „normalen“ Hochwasserfall. Denn das bisherige Pumpwerk ist lediglich mit einer Pumpe ausgestattet. Diese kann bei Hochwasser ausfallen. Damit das nicht passiert, muss das Pumpwerk erweitert und mit zwei leistungsstarken Pumpen ausgestattet werden. Dann ist beim Ausfall einer Pumpe eine weitere vorhanden. Bei extremen Wetterlagen können auch beide Pumpen das anfallende Regenwasser in die Schussen pumpen. Damit ein steigender Wasserspiegel die elektrische Steuerung nicht gefährdet und die Pumpen nicht abgeschaltet werden müssen, so wie letztes Jahr, wird die elektrisch Installation in einem höher gelegen Bereich aufgebaut. Dann wäre auch im Falle eines bis zu 100jährlichen Hochwassers der Betrieb gewährleistet. Mit der Planung wurde das Büro RSI beauftragt.
Wenn in Brochenzell stärker gepumpt werden kann – gefährdet das nicht die Sicherheit der Menschen weiter unten an der Schussen in Kehlen?
Braunger-Martin: Bei einem Hochwasser wie im Mai 2024 fließt die Schussen mit bis zu 200.000 Litern pro Sekunde ab. Das neu geplante Pumpwerk wird voraussichtlich bis zu 400 Liter pro Sekunde aus dem Kanal abpumpen, die genaue Planung steht noch aus. Bei diesen jetzt angenommenen 400 Litern pro Sekunde Pumpleistung lässt sich eine Erhöhung des Schussenpegels zum Beispiel in Kehlen nicht einmal berechnen. Das heißt die Unterlieger werden auf keinen Fall durch die Pumpen in Brochenzell beeinträchtig. Dies bestätigt auch eine Simulation unseres beauftragten Ingenieurbüros.
Was tut die Gemeinde außerdem, um besser auf künftige Überlastungen im Kanalsystem vorbereitet zu sein?
Braunger-Martin: Auch am Pumpwerk in Kehlen wird die elektrische Steuerung der Anlage aus der Garage in einen Bereich verlegt, der über den Hochwassermarken des letzten Jahres liegt – an die Giebelwand der Karl-Brugger-Halle. Außerdem haben wir mit einem neuen System einige neuralgische Kanalschächte gegen den Wassereintritt von oben besser gesichert.